1996 habe ich wegen eines Knieproblems mit Qi Gong Übungen begonnen. Das
Knieproblem war ziemlich akut und bevor ich eine Operation riskieren wollte,
wollte ich alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben. Dazu gehörten
zuallererst alle schulmedizinischen nicht operativen Behandlungen auf diesem
Gebiet, danach auch homöopathische Behandlungsversuche. Nachdem all das über
einen Zeitraum von über einem Jahr keine Besserung erbrachte und meine normale
Gehfähigkeit sich beständig wegen des schmerzenden Knies stark reduzierte,
schaute ich mich auf dem Gesundheitssektor weiter um, stieß dort auf Qi Gong
Empfehlungen und begann dann mit dem Versuch durch Qi Gong meine Gesundheit
wieder herzustellen. Das wird oft propagiert und als ungefährlich, gewaltfrei
und sanft dargestellt, also als wirklich risikolos.
Den allgemein üblichen Lebens- und Arbeitsstress hoffte ich als Nebeneffekt
wenigstens auch damit etwas zu reduzieren. So dachte ich damals. Ich hatte
niemals Wahrnehmungen von Energie, glaubte auch eigentlich nicht wirklich an
solche Vorgänge oder gar an andere Wahrnehmungen und war ein esoterisch nicht
sehr interessierter Mensch. Ich ging einfach ohne spezielle Erwartungen, außer
denen einer Offenheit im Versuch meine Gesundheit wieder herzustellen, zu einem
Qi Gong Kurs, nachdem ich zuvor zwei Monate lang nach einem Buch Übungen
versucht hatte.
Was dann geschah, konnte ich jahrelang nicht richtig einordnen, da es sich
außerhalb meiner Vorstellungskategorien bewegte und mein Leben sehr inversiv
beeinflusste. Mein ganzes normales Leben zerbrach. Damals war ich in einer seit
12 Jahren bestehenden liebevollen Beziehung mit nur normalen und vergleichsweise
geringen Problemen und mein Arbeitsleben entwickelte sich eigentlich gut. Das
war dann innerhalb eines Jahres grundlegend anders, wobei ich vorerst nur äußere
Faktoren als Ursachen dafür gelten ließ, da ich ja nichts anderes zu tun meinte
als schon zuvor, eben bis auf Qi Gong, das ja solche Wirkungen angeblich niemals
entfalten könnte. Das war ein schwerer Wahrnehmungsfehler von mir.
Nach zwei Jahren fand ich mich in einer Qi Gong Lehrer Ausbildung, weil niemand
mir die negativen Seiteneffekte erklären konnte und ich ja diese Qi Wahrnehmung
hatte, die doch angeblich zur Gesundung als auch Sensitivitätssteigerung mit
dazu gehört. Diese Wahrnehmungen von Qi, die bei nahezu allen Praktizierenden in
etwas unterschiedlicher Weise nach einigen Monaten auftreten, beeinflussen
nämlich bei jedem Menschen die soziale Interaktion alleine schon durch die
veränderte Interpretation der jeweiligen Umgebung ("gutes Qi" oder "schlechtes
Qi" usw.), was sich mit der Zeit steigert und ich in seinen weiteren
Auswirkungen aber wiederum als Folge von Fehlpraktiken meinerseits einstufte, da
mir keiner meiner Lehrer darüber klare Auskunft gab, sondern immer nur
Blockaden, die sich lösen oder Fehler im Denken und der Vorstellung der Schüler
als Ursachen für Probleme behauptet werden, die eigentlich aber, meinem leider
erst heutigen Wissensstand nach, aus der Verletzung der Autonomie des Menschen
durch Qi Gong resultieren, weil dabei genau genommen die natürlich vorhandene
Integration des Menschen in seiner jeweiligen Umgebung zerstört wird.
Innerhalb weniger Jahre absolvierte ich sogar weitere aufbauende Qi Gong
Lehrerausbildungen, da ich immer dachte ja noch etwas falsch zu machen, es also
besser lernen zu müssen, da ich einerseits die beschriebenen Wirkungen in Form
physischer Sensationen voll wahrnehmen konnte, andererseits aber positive
Effekte nicht so eintraten, wie sie dabei versprochen werden. Das Leben füllte
sich scheinbar mit Liebe, praktisch war da aber eindeutig ein völlig
gegenläufiger und wirklich destruktiver Vorgang in meinem realen Leben sichtbar
und wirksam.
Ich machte also genau genommen diese Ausbildungen, um aus den Wirkungen
herauszukommen, die sich durch Qi Gong bei mir erst ergeben hatten. Ich dachte,
wenn schon der Effekt der Qi Wahrnehmung eintritt und also die Behauptung davon
stimmt, müssten doch auch die Effekte einer weitgehenden Gesundheit und eines
damit verbundenen realen Wohlempfindens mit sozialer Integration, zumindest auf
dem Stand wie vor dem Beginn von Qi Gong Übungen bei mir, doch eintreten. Es
wurde ja überall behauptet, dass Qi Gong solche negativen Veränderungen nicht
bewirkt, sondern sogar sicher das Gegenteil. Vielleicht käme das ja nur etwas
später nach. Aber so war es nicht. Ich hatte einer Wahrnehmung aufgrund einer
allgemein verbreiteten Fehlinformation vertraut, die mein Leben so negativ
beeinflusste, dass ich fast 10 Jahre meines Lebens damit verbrauchte, bis ich
die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens voll zu begreifen begann. In diesem
Zeitraum heilte zwar mein Knieproblem aus, was durch die einstweilen als
Nebeneffekt meiner Qi Gong Praxis veränderten passiven Lebensweise vielleicht
genauso auch ohne Qi Gong geschehen wäre, dafür aber zerbrach mein ganzes
anderes Leben im Privaten als auch Beruflichen wegen Qi Gong. Dieser Zeitraum
war schon nach kurzer Zeit auch von beständigen körperlichen Schmerzen
begleitet. Anfangs von unmerklichen und nach einigen Jahren von nahezu
unerträglichen Schmerzen, die immer mit intensiverer "Körperöffnung" im Qi Gong
verbunden sind und deren Ausmaß sicherlich über die bei Knieoperationen und
ihren möglichen Folgen zu erwartenden Schmerzen weit hinausgingen. Es setzten in
dieser Zeit wirklich für mich schlimme soziale und psychische Veränderungen bzw.
Erfahrungen ein und mein intellektuelles Leben wurde dadurch auch stark beschnitten.
Nach mehreren Jahren Qi Gong traf ich dann auf Menschen in einem daoistischen
Zentrum in Wien, das sich auch als Tempel bezeichnet, deren Persönlichkeiten von
Qi Gong schon so verändert waren, dass sie einen weitgehenden Verlust autonomer
Persönlichkeitsstruktur hinein in die Bereiche der Wahrnehmungen des Qi und der
geistigen Phänomene, die damit leider meist verbunden sind, hatten, die ich
trotz meiner langjährigen Involviertheit in Qi Gong kaum glauben konnte und die
mich sehr entsetzten, da ich als Prämisse in meinem Leben den Respekt vor der
Würde des Individuums bzw. das Recht auf Autonomie jedes Menschen immer im
Zentrum behalten hatte.
Nach 7 Jahren setzten bei mir auch die Veränderungen immer stärker ein, die sich
ja nun endlich in wahrheitsgemäßeren Beschreibungen von Qi Gong Opfern finden
lassen, nämlich der Veränderung der Energie von mehrheitlich positiver
Wahrnehmungsstruktur hin zu der Energie mehrheitlich negativer
Wahrnehmungsstruktur, die nach einigen Jahren bei anscheinend sehr sehr vielen
Praktizierenden einsetzen. Dies kann in Form sehr schmerzhafter
Energiewahrnehmungen geschehen, aber auch in Form von sehr starken, praktisch
süchtigmachenden Energiemustern, die dann unerträglich werden können, wie bei
manchen Selbstmordopfern von Qi Gong Sekten vor ihren Selbstmorden schon
beschrieben. Bei mir setzten die negativen Energiemuster ein, die in den
Trancebereichen des Qi Gong und Wu Shu verbreitet sind, was ich
selbstverständlich zuerst auch nicht wusste. Es brauchte dann weitere 2 Jahre
und viele leidvolle Erfahrungen, bis ich in der Lage war Qi Gong meinerseits
völlig als Praktik zu stoppen. So stark war meine unbewusste Abhängigkeit in
diesen 9 Jahren unmerklich geworden.
Heute bin ich sicher das Qi Gong, Tai Ji, Wu Shu usw. den Charakter sicherlich
nicht verbessern. Auch die Varianten des Stillen Qi Gong, die ich ja primär
praktizierte, bewirken in keiner Weise einer Verbesserung des Charakters,
sondern ausschließlich eine Kontrolle durch den jeweiligen Meister oder
Energieprozess. Vor allem dient es verblüffenderweise sehr der Manipulation
anderer Menschen. Hätte ich das vorher geahnt, wäre ich niemals zu diesem
versteckten Kult gekommen, da ich in romantisierender Weise das christliche
Weltbild einfach auf diese Praktiken projiziert habe. Die Grausamkeit und
Gewalttätigkeit, die ja eigentlich in jedem Kung Fu Film klar sichtbar ist, habe
ich einfach nicht wahrnehmen wollen. Wer mit wirklichen Tai Ji Quan Meistern zu
tun bekommt, erfährt auch die absolut reale und unnachgiebige Härte dieser
Personen, die tatsächlich die brutalste Art von Kämpfern sind, die ich mir
vorstellen kann. Sie bewegen sich dabei eben in einem Raum der psychischen
Kontrolle über andere Menschen und schlagen nicht mehr einfach nur körperlich
zu. In Büchern über den Daoismus ist genau genommen auch viel von Todeszuständen
die Rede, die das Dao in einem Menschen situiert. Es sind also den Menschen
psychisch letztlich gewaltsam verändernde Vorgänge, die die Wirkung von Qi Gong
ausmachen. Mich hat dieses Wissen den totalen Verlust meiner Beziehung, meiner
Arbeitsqualität und meiner Lebensfreude in all diesen Jahren gekostet. Man hat
mich einfach belogen. Nach all den Lehrerausbildungen und Erfahrungen kann ich
nur sagen, dass es kaum einen Qi Gong Lehrer gibt, der wirklich halbwegs sicher
weiß was er in anderen Menschen potentiell initiiert oder auch nur selber tut.
Diese Beobachtungen und Erfahrungen führten dazu, dass ich nach insgesamt 9
Jahren mit Qi Gong unter keinen Umständen in Verbindung sein will. Ich kann nur
jedem Menschen davon eindringlich abraten. Wer Glück hat, wird bei Kursen kaum
mehr Wirkung erfahren als in jeder anderen Entspannungsmethode. Wer Pech hat,
wird bei Schulen landen, die das vermitteln, was ich und viele andere erleben
mussten. Wer zuerst Glück hat und deshalb vorerst nur Entspannung dadurch
erfährt, dem kann es nachher leicht passieren auf eine Schule zu treffen, deren
Meister ihn dann in diese negativen Abläufe zwingt. Es ist wesentlich
vernünftiger gleich andere Entspannungsmethoden zu versuchen, wenn sie einem
notwendig erscheinen, als mit einer Methode, die tatsächlich zumindest so
riskant ist wie Qi Gong. Beschreibungen darüber gibt es einstweilen einige. Mir
waren sie leider bei meiner ersten Begegnung mit Qi Gong nicht bekannt. Die
Beschreibungen über Qi Gong, wie Hsiao Guang sie in seinem Buch "Breaking
Through the Barriers of Darkness: Recognizing the Cult of Qigong for What It Is"
(http://www.chinaforjesus.com/resources/qigong/) veröffentlicht hat,
entsprechen voll der Realität dessen, was Ausübende wie ich auch in Europa
erlebt haben und erleben.
Wolfgang
